Am Freitag war ich auf der Zeil – der wohl beliebteste Ort zum Shoppen und Besorgungen erledigen, zum ins Kino gehen oder Geschenke kaufen in Frankfurt. Für mich ist es ein Ort der widersprüchlichen Gefühle. Zum einen freue ich mich natürlich auf die Geschäfte, auf die Freiheit mit seinen Freundinnen Spaß zu haben. Vor allem in der Vorweihnachtszeit locken mich glitzernde Konsumgüter und Weihnachtsbäume, mit Pailetten bestickte Oberteile und goldene Halsketten in den Schaufenstern. Ich mag es, Menschen zu beobachten. Wer trägt was, wer sieht glücklich aus? Als die Dunkelheit herein bricht, halte ich einen Moment inne und schaue mir die weihnachtliche Beleuchtung an. Angebracht, um den Menschen Freude zu bereiten, um die Vorfreude zu schüren, und tatsächlich – ich bin glücklich.
Doch die Zeil hat in meinen Augen auch eine hässliche Seite. Denn es gibt die Einsamkeit und die langsam einsetzende Erschöpfung, die nach dem Adrenalin und der Freude und der Hektik beginnt. Dazu kommt das Gefühl, dass man es nicht zu schätzen weiß, wie gut es einem geht, wenn man die Obdachlosen mit ihren fehlenden Gliedmaßen auf der Straße sitzen sieht und gleich darauf die übermannende Müdigkeit, über all diese Ungerechtigkeit in der Welt nachzudenken. Kopfschmerzen vom Douglas-Parfum und all den Produkten, die man bei H&M versucht, schnell in seinen Kopf einzuscannen. Brauche ich das? Wie teuer? Reduziert? Will ich das? Oder ist mir das eigentlich total egal?
Und dazu kommt der Hunger, bei mir zumindest. Denn der Gedanke an den knurrenden Magen hat keinen Platz, wenn ich im Rausch bin der neuen Dinge, die ich besitzen könnte und so hetze ich weiter im Freudentaumel durch die Kleiderständer und Schuhregale, ohne auf meine wirklichen Wünsche zu achten.
Aber so sind wir eben. Wir lieben den Genuss.
Trotz allem mag ich diesen Ort.
Er erschafft immer neue Geschichten.
Es ist ein Ort der Freundschaft und der Avocado Bagels und des Lachens und der freudigen Erwartung, wenn man zusammen lachend in der Schlange bei ‘Dunkin Donuts’ steht. Ein Ort, an dem wir uns in den Umkleidekabinen selbst mit anderen Augen sehen, uns vorstellen, wer wir sein könnten und feststellen, wie viel Selbstbewusstsein an genau dieser Jeans hängt. Ein Ort, an dem wir durch die Goethe Straße schlendern und uns zusammen in Tagträumen verlieren. All das könnte eines Tages uns gehören – und wenn nicht, ist das auch nicht schlimm, denn wir haben ja uns.
Diesen Text habe ich auf dem Handy verfasst, als ich am Freitag zwischen den Menschenmassen auf einer Bank saß, meine Füße ausgeruht habe, meine Tüten um mich herum versammelt wie eine kleine Familie.
Auf der Notizapp, kurz bevor der Akku mich im Stich gelassen hat. Allein die Tatsache, dass ich spontan so von einem Ort “inspiriert” werde, zeigt schon, wie sehr ich ihn liebe, auch wenn es ab und zu eine Hass-Liebe ist. Habt ihr auch solche Orte oder kennt ihr die Zeil? Wenn ja, was denkt ihr darüber – vielleicht seht ihr sie ja mit ganz anderen Augen als ich?:)
Ein bisschen was gekauft habe ich mir natürlich auch – was, zeige ich euch im nächsten Post!