Es war erst gestern: Ich komme nach Hause, und sehe auf die Uhr. 19:30 Uhr. Während ich meine Whats App Nachrichten und Mails checke, esse ich schnell etwas, ohne wirklich wahr zu nehmen, was ich da eigentlich zu mir nehme. Dann schlage ich meinen Kalender auf, und fange an. Hausaufgaben. E-mails schreiben, Stoff nachbereiten, Skripte ausdrucken. Stundenlang sitze ich an organisatorischem und bürokratischem Hexenwerk (dessen Grund ich euch hoffentlich bald verraten kann), und das in den letzten Wochen meist bis tief in die Nacht. Staubsauge um 24:00 Uhr mein Zimmer, damit endlich die Staubmäuse der letzten Wochen verschwinden und kann nicht schlafen, weil ich dauernd unter Strom stehe. Aber wenn dann etwas schief geht – wenn der Drucker streikt, oder ich nicht in meine Wunschkurse komme und meinen ganzen Stundenplan umschmeißen muss, oder wenn ich nicht weiter weiß und mir auf einmal nicht mehr sicher bin, ob es überhaupt das ist, was ich will… Dann ist sie da.
Meine Mama. Nimmt mich in den Arm, bestellt uns eine Pizza und schiebt Desperate Housewives in den DVD-Player. Setzt sich zu mir an den PC, um mir bei wichtigen Entscheidungen zu helfen. Hört sich stundenlang meine Pro&Kontra-Listen an, und kann sich sogar noch dafür begeistern.
Der Muttertag ist daher eine ganz ausgezeichnete Gelegenheit, meiner Mutter für all diese wichtigen Kleinigkeiten zu danken. Ich denk’ an dich. Wir haben da ein kleines Ritual: Jeden Muttertag gibt es Frühstück mit frischen Blumen und duftendem Kaffee ans Bett – und jedes Jahr tut sie so, als wäre sie absolut überrascht und ist total aus dem Häuschen. Ich versuche zudem jedes Mal, wenn sie irgendwann aufgestanden ist und ein Stockwerk tiefer kommt, die gute Laune aufrecht zu erhalten: Ein lichtdurchflutetes und aufgeräumtes Wohnzimmer helfen da sehr, ebenso eine saubere Küche. Kleinigkeiten, die viel ausmachen.
Gib’ was zurück. Der Duft, den sie sich schon lange gewünscht hat, ein exklusiver Lidschatten von ihrer liebsten Naturkosmetik Firma oder ein besonders schöner Nagellack. Ein eingelassenes Schaumbad und eine Espresso Tasse für die Kaffeetanten unter den Müttern von euch und natürlich eine besonders schöne Karte. Und Blumen! Es gibt so viele Kleinigkeiten, die nicht viel kosten müssen, aber eurer Mutter zeigen, dass ihr euch Gedanken gemacht habt. Es ist unsere Art, uns für unsere schlimmsten Teenager-Phasen zu entschuldigen. Sie zeigen, dass ihr sie kennt, ihr ein Lächeln ins Gesicht zaubern wollt.
Wenn man allerdings eine Schachtel Milka-Pralinen abliefert und dann wieder in sein Zimmer verschwindet, ist das auch irgendwie schade. Schenk’ ihr deine Zeit. In unserem Alltag – oder zumindest in meinem – gehört Zeit zu den kostbarsten Gütern, die ich besitze. Wohnt man noch zu Hause, sieht man sich natürlich beim Essen, zwischen durch, oder man schaut abends zusammen fernsehen. Aber wann hat man das letzte Mal bewusst etwas unternommen, nur ihr beide? Oder die ganze Familie? Vor allem, wenn man bereits ausgezogen ist, ist das in meinen Augen eine schöne Idee. Ein Essen im kleinen Kreis beim Italiener mit den besten Spaghetti All’arrabbiata oder ein Nachmittag im Lieblings-Café und einem schönen Stück Torte. Ein Ausflug in eine nahe gelegene Stadt bietet sich ebenfalls an. Die meisten von uns sind mittlerweile in einem Alter, in dem wir unser eigenes Geld verdienen und daher auch mal etwas mehr als den selbst gebastelten Bilderrahmen zurück geben können.
Denn jetzt ist die Zeit gekommen, in der uns langsam dämmert, was unsere Mütter bereits alles für uns getan haben – und wie viel Arbeit es vermutlich war, uns dabei zu helfen, der Mensch zu werden, der wir heute sind. Danke für alles, Mama!
Um dem oben beschriebenen Alltag wieder etwas zu entfliehen, werde ich das verlängerte Wochenende im Allgäu verbringen – natürlich mit meiner Mama und noch zwei weiteren Familienmitgliedern. So reif sich dieser Text jetzt auch angehört haben mag – spätestens, wenn ich das Schloss Neuschwanstein betrete, werde ich mich wieder wie das 5-jährige Mädchen fühlen, das sich in genau diesem Schloss schon so lange wie eine Prinzessin fühlen wollte. Ich wünsche euch allen ein schönes langes Wochenende!