„Das Licht zwischen den Meeren“ von M.L . Stegmann
Seit meine Oma mir neuerdings die Bestseller vor der Nase wegliest und dafür dann die besten Empfehlungen ausspricht, habe ich mir angewöhnt, ihrem Urteil blind zu vertrauen. Auch wenn das zur Folge hat, dass ich mit hohen Erwartungen an eine Neuerscheinung herangehe, werde ich nur selten enttäuscht. „Das Licht zwischen den Meeren“ kann ich euch daher wirklich ans Herz legen. Und dazu: einen großen Teller Nudeln. Denn was gibt es Besseres als Pasta und ein gutes Buch im Bett?
Zur Geschichte: Die junge Isabel Graysmark verliebt sich in den 20er Jahren Australiens in den Kriegsveteranen Tom, der nun, nach Kriegsende, als Leuchtturmwärter auf einer kleinen, einsamen Insel arbeitet. Aus Liebe heiraten die Beiden und ziehen auf die Insel, in dessen Isolation sich ihr Alltag abspielt.
Das Glück der Beiden ist jedoch nicht von langer Dauer, da Isabel immer wieder mit Fehlgeburten zu kämpfen hat und fast den Verstand verliert – ist es doch ihr innigster Wunsche, endlich eines ihrer Babys leben zu sehen. Nach einer erneuten, schrecklichen Fehlgeburt im 7. Monat scheint sie jeglichen Lebensmut verloren zu haben, bis kurz darauf ein Boot mit einem toten Mann und einem Baby angespült wird. Außer sich vor Freude über diesen Wink des Schicksals bittet Isabel ihren Mann, den Vorfall nicht zu melden und das Kind als ihr Eigenes auszugeben. Abgeschottet vom Rest der Familie, denkt jeder in ihrer Heimatstadt, sie sei noch hochschwanger. Und ansonsten hat das Baby doch niemanden auf der Welt… oder?
Stedman versteht sich sehr gut darauf, in der Einsamkeit der Insel nur mit ihren Worten ein unvergleichliches Glück herauf zu beschwören. Die jungen Liebenden, die Gewalten der Natur, die Gedanken der Beiden, die einerseits der Trauer des Krieges nachhängen und sich andererseits auf das Glück der Zukunft konzentrieren.
Bereits kurz nachdem Isabel und Tom das fremde Baby bei sich aufgenommen haben, merkt der Leser erste Spannungen zwischen den frisch Verheirateten. Denn Isabel sieht die kleine Lucy als ein Geschenk Gottes, das ihr über all ihre Verluste hinweg helfen und ihr endlich das Glück einer eigenen Familie geben soll. Tom dagegen kann nicht anders, als weiter zu denken. Woher kamen der tote Mann und das Baby? Wo ist die Mutter? Kann er es mit seinem Gewissen vereinbaren, den Vorfall nicht zu melden?
Die Vielschichtigkeit der Charaktere finde ich sehr gelungen. Und wie voraus zu sehen ist, ziehen die Jahre ins Land und mit ihnen eine nahende Katastrophe… Die ungewöhnliche Geschichte, die lebendigen Charaktere und die verträumte Stimmung haben mir von Anfang an gefallen. Außerdem ist es mehr als fesselnd zu lesen, wie aus dem vollkommenen Glück namenlose Kälte, verbitterte Verzweiflung und eine aufgehetzte Stadt werden kann. Gleichzeitig finde ich es fast unmöglich zu entscheiden, was der richtige Umgang mit der Situation wäre. Wie würde ich entscheiden? Was zählt mehr – die leibliche Mutter oder die, die das Kind aufgezogen hat? Fest steht, dass eine falsche Entscheidung das Glück deines ganzen Lebens bedrohen kann… Jetzt aber genug der düsteren Gedanken, ich wünsche euch einen schönen Tag – und vergesst nicht die Pasta im Bett zu essen!