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Edit: Heute fahre ich für eine Klausur ein letztes Mal nach Lyon zurück. Da ich das Gefühl habe, gerade erst angekommen zu sein, fühlt sich das total unreal an. Vielleicht interessiert euch ja, wie es sich für mich angefühlt hat, vor 2,5 Wochen nach Hause zu kommen. Die folgenden Worte habe ich am 21.12.15 erst im Zug und dann später am Abend an meinem Schreibtisch aufgeschrieben. Ich kann es kaum erwarten, bald wieder anzukommen – diesmal für immer.


 

Es ist vorbei.
Ich falle.
Aus einem Zugfenster.
Zurück nach Hause.

6 Stunden hinfahren, durch eine Tür stolpern und wieder zu Hause sein. Atmen. In die Arme meiner Mama werfen. Zuhause sein.
Wiedersehensfreude mit den Liebsten, Telefonate mit der Verwandtschaft, die Katze wird auch umarmt. Es gibt einen Freundinnenbrunch, und der Weihnachtsbaum empfängt mich im Wohnzimmer mit seinen strahlenden Ästen. Wiedersehensfreude in einer so vertrauten Umgebung, in der sich aber auch so vieles verändert hat.

In Lyon sitze ich auf gepackten Koffern. Je näher die Abfahrt rückt, desto unruhiger werde ich, bin hin und hergerissen zwischen dem vertrauten Abschiedsschmerz und der Sehnsucht nach zu Hause. Ich atme zittrig aus, als ich in dem Zug sitze, der mir mittlerweile schon so vertraut ist: in den letzten 4 Monaten habe ich 36,5 Stunden hier drin verbracht. Au révoir, Lyon! Meine liebste französische Stadt, dann Chalon sur Saône, dann Besançon fliegen stumm an mir vorbei. Der Abschied ist schwer, und der Regen durchnässt mich wie in einem kitschigen Film. Ich sehe dem Sturm aus dem Zugfenster zu. Schwarze Wolken verdunkeln den Himmel und meinen Horizont, der Regen lässt meine Papiertüten reißen, lässt mich schutzlos zurück. Die Tropfen berühren leise das Fensterglas, und ich verfolge sie mit den Augen, bis ihr kurzer Moment auf der Erde wieder vorbei ist. Belford, Mulhouse Ville, Strasbourg, Baden Baden. Die Kälte höhlt mich von innen aus, der Winter umfängt mich mit seinen Armen. Karlsruhe, Mannheim, Frankfurt. Nur sechs Stunden Zugfahrt trennen meine beiden Welten. Ich bin angekommen.

Atmen. Die Luft riecht nach frischem Regen. Es wird dunkel und ich steige aus. Zunächst ist alles wieder neu, fremd unbekannt. Bis ich in der Menge ein vertrautes Gesicht sehe.
Wir sitzen im warmen Auto und fahren durch Frankfurt, während sich der Himmel violett färbt. Die Skyline wird ein letztes Mal an diesem Tag von der Sonne angestrahlt, sie leuchtet. Wir singen laut die Lieder im Radio mit und lachen.
Das ist Glück. Das ist zu Hause.

21 comments on “Angekommen”

  1. Ein wirklich wunderschöner Text : ) Ich kann deine Gefühle so gut nach voll ziehen, ich mache meinen kompletten Bachelor im Ausland in Malmö und dieser seltsame Übergang von einem Leben ins andere ist jedes Mal etwas ganz besonderes.
    Schön, dass du dich so auf zuhause freust und eine tolle Zeit in Lyon hattest. Ich hoffe sehr, dass deine Klausur gut gelaufen ist 🙂
    Liebe Grüße,
    Céline von Smultronställen

    • Oh wow wie aufregend! Dann wünsche ich dir dafür noch viel Erfolg und werde auf jeden Fall gleich mal bei deinem Blog vorbei schauen 🙂 Danke für deinen lieben Kommentar Céline!! <3

  2. Ich kann deine Worte sehr gut nachvollziehen. Mir ging es diesen Winter genauso. Nur das es nicht Lyon, sondern Venedig war. Dieses Gefühl, dass man einerseits nicht weg will, andererseits sich aber irgendwie nach zu Hause sehnt.
    Deshalb ist bei mir ein ähnlicher Post entstanden ;D

    Liebe Grüße
    Valentina

    http://www.wakodiwe.bogspot.de

    • Liebe Valentina, schön zu lesen, dass ich nicht die Einzige mit solchen Gefühlen bin. Danke für deinen lieben Kommentar, ich schaue gleich mal bei dir vorbei! <3 🙂

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