Monat: Juni 2016

Off to Rome

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Lernstress, Abgabefristen, überfüllte Bibliotheken – mein Leben unterscheidet sich zurzeit kaum von dem von tausenden anderen Studenten in Deutschland. Mit jedem Tag, der vergeht, scheinen auch die Liste der zu erledigenden Dinge und nicht zuletzt die Anforderungen an sich selbst zu wachsen. Und auch wenn ich meine erste Klausur erst in zwei Wochen schreibe, habe ich das Lernen jetzt schon satt und würde am liebsten die Augen vor den wachsenden Skripten und To-Do-Listen verschließen. Gerade diese Woche war extrem stressig. Umso besser, dass ich morgen früh in einen Flieger steigen werde, der mich ganz weit von alldem bringen wird: Nach Rom. Bella Italia statt zähes Exposé, Gelato en masse statt fades Mensa-Essen und Sonnenschein unter freiem Himmel statt stickige Bibliotheken – ich freue mich wirklich schon sehr sehr sehr auf meinen kleinen Ausbruch, den meine Schwester und ich spontan vor drei Wochen gebucht haben. Fast vier Tage liegen vor uns, in denen die Zeit – da bin ich sicher – viel langsamer vergehen wird und nach denen ich mich (hoffentlich) wieder mit mehr Energie an meine Pflichten setzen werde.

In diesem Sinne – ciao bellissime! Ich hoffe, ihr genießt das (hier zum Glück ebenfalls sonnige) Wochenende!

Tschüss, Peter Pan

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Ich bin 21 Jahre alt. Überall auf der Welt ein erwachsener Mensch.
Mit Ausnahme der Liebe und des Todes gibt es vielleicht über kein anderes Thema so viel Literatur, Musik, Kunst und Selbstzweifel wie übers Erwachsenwerden. Ich bin sicher, jeder von uns kennt das schreckliche Gefühl der Zerrissenheit in der Zeit, in der die Kindheit zwischen den zitternden Fingern zerrinnt. Wer war ich, und wer will ich sein? Hin- und hergerissen sein – Manche schaffen es nicht, ihre Stücke wieder zusammen zu setzen und zu einem vernünftigen, funktionierenden Teil der Gesellschaft zu werden. Anderen fällt es scheinbar ganz leicht.

Heute habe ich in den Spiegel gesehen und festgestellt: Ich bin erwachsen geworden, ohne es zu merken. Und es gefällt mir.
Wenn ich von mir selbst spreche, sage ich Frau anstatt Mädchen. Wenn ich Familien an Sommerabenden im Park sehe, identifiziere ich mich nicht mehr mit den Kindern, sondern mit den Müttern. Ich mag es, dunklen Lippenstift zu tragen und in Highheels auszugehen. Ich mag die Verantwortung und die Freiheit, die damit einhergeht.
Ich bin 21 Jahre alt. Überall auf der Welt ein erwachsener Mensch.

Aber das war selbstverständlich nicht immer so. Ich erinnere mich noch gut an eine Kindheit, in der ein Sommer ewig sein konnte und Weihnachten schrecklich vergänglich. Ich erinnere mich an die bittersüßen Nächte, in denen ich auf die Dämmerung wartete; darauf, dass sich das Licht hinter den Kiefern vor meinem Fenster violett färben würde. Stattdessen starrten mich stundenlang die Sterne an, und ich fragte mich, was passieren würde, wenn ein fliegender Schatten an meinem Fenster vorbei kommen würde, mein persönlicher Peter Pan, und ich niemals erwachsen werden müsste. Keine Verantwortung, keine Ängste vor der Zukunft. Stattdessen Sternenstaub, gestreut in meine ungläubigen blauen Augen und grenzenlose Freiheit.
Ich stand auf der Fensterbank, bereit zu Wendy zu werden und nach Nimmerland zu fliegen. Nur ein kurzes Abstoßen von der Fensterbank, und Peter Pan würde mich holen.
Doch nichts geschah.

Heute wünschte ich, ich könnte meinem 6-jährigem Ich sagen, dass es gar nicht weh tut, erwachsen zu werden.
Dass man sich den Wunsch nach Sternenstaub auch bewahren kann, wenn man seinen 7. Geburtstag schon lange hinter sich hat.
Und ich mich nicht nach Freiheit hätte sehnen müssen – weil die echte Freiheit erst noch kommt.
Machs gut, Peter Pan.
Danke für alles.

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Dress – Asos | Bracelet – Tiffany & Co

About last week #14 – Über gepflückte Erdbeeren, Schwimmbäder am Morgen und Kleiderschränke zum Verlieben

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Gepflückt… Erdbeeren im Erdbeerfeld, zum ersten Mal in diesem Jahr. “Du strahlst ja wie ein kleines Kind”, wurde mir gesagt, als ich das Feld mit meiner weißen Kuchenschüssel betrat. Selbstverständlich. Wie auch nicht, wenn man mit keiner anderen Aktivität so sehr den Juni verbindet – und gleichzeitig so viele schöne Kindheitsmomente.

Genossen… Es ist Samstag, viertel nach 10 am Morgen. Ich bin mit einer lieben Freundin zum morgendlichen Bahnen Schwimmen verabredet, und auch wenn wir uns minutenlang überwinden müssen, bis wir mit dem ganzen Körper im kalten Wasser schweben, fühlt es sich herrlich an, endlich wieder mit langen Zügen durch das Becken zu gleiten. Und dabei zu reden – wie in unserer guten alten Sommerferientradition!

Gedacht… In der Morgensonne Tennis spielen, Eis am Main genießen, Pizza auf einer Parkbank essen, das Essay im Garten schreiben – Hauptsache, so viel Zeit wie möglich draußen verbringen! Denn es gibt nichts besseres, als den blauen Himmel über mir, und den Duft der Sonne auf meiner Haut.

Ausgemistet… meinen Kleiderschrank, und zwar gründlich. Zwei volle Wäschekörbe mit Kleidung sind rausgeflogen – das, was noch da ist, liegt mir wirklich am Herzen. Die Stücke sehen jetzt viel schöner auf ihren Bügeln aus, haben Platz zum atmen. Und ich? Habe mich wieder neu in meine Sachen verliebt.

Gelesen… meinen persönlichen Satz der Woche in einer Kurzgeschichte, an die ich zum letzten Mal in der 11. Klasse gedacht habe. “Fremde Wirklichkeit der Sonne, die aus den Wolkenflocken zuckte, durch die Laubdächer flackerte, abstrakte Muster auf den Kies warf, zitterndes Gesprenkel.” (Aus “Die Klavierstunde” von Gabriele Wohmann.)

Wann hast du zum letzten Mal… Erdbeeren im Bett gefrühstückt? Der Soundtrack: Das prasselnde Geräusch des Regens auf den Fenstern über mir. Das i-Tüpfelchen: Ein gutes Buch, in dem man mit Hingabe versinkt. Das ist Sonntag. Das ist ein Stück Seelenfrieden.

Verrückte Bahnfahrten, Cocktails und Glitzerwasser – in HAMBURG

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Am Wochenende war ich zum ersten Mal in Hamburg und ich bin total verliebt! Ich wusste vorher wirklich nicht, wie wunderschön die Stadt mit ihrem maritimen Flair, dem glitzernden Wasser, der Nähe zum Meer und der Schönheit und Eleganz der Gebäude ist. Ich und meine beste Freundin hatten zwei Tage dort, die mir vorkamen, wie eine ganze Woche Urlaub. Hier kommen ein paar Eindrücke – vielleicht sind ja auch ein paar Inspirationen für eure nächste Hamburg-Reise dabei.

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Hingefahren | Wir haben Bahntickets für 19 Euro (mit BahnCard sogar nur 15 Euro) gefunden. Der obligatorische Haken: Der Zug fuhr um 4 Uhr nachts. Aber was tut man nicht alles für einen günstigen Kurztrip – Challenge accepted! Dass unser Taxi nicht kam, wir schließlich das Gleis entlang rennen und in dem überfüllten Zug auf dem Boden liegen mussten, haben wir ja noch würdevoll akzeptiert. Aber nachdem uns ca. 4 Stunden lang einer der merkwürdigsten Typen vollplapperte, mit seinen Zigaretten zuqualmte, uns mit seinen Waden und seiner deutschen Sparkassenkarte beeindrucken wollte und uns in Hamburg dann auch noch hinterherlaufen wollte, konnten wir uns vor Lachen nicht mehr halten. Jetzt sind wir um eine ziemlich absurde Situation, aber auch um eine unvergesslich lustige Erinnerung reicher!

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Angekommen | Nachdem ich frisch geduscht in “unserer” Wohnung in ein Sommerkleid schlüpfte, waren die Strapazen der Nacht schon längst verblasst. Und als meine Freundin und ich auf die Straße traten und zum Hafen spazierten, konnten wir unser Glück nicht fassen: Sommertemperaturen, blauer Himmel, das Geschrei von Möwen und Brisen, die vom Meer herwehten. Mehr Urlaubsgefühl ging gar nicht!

Gegessen | Ein Eis an der Alster. Bei 27 Grad! Zitrone und Himbeere und der Geschmack von Glück.

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Gelaufen | Die Speicherstadt, der Hafen, die Landungsbrücken, die Innenstadt… alle sehenswerten Ecken haben wir zu Fuß erkundet und das war bei dem strahlenden Sonnenschein auch die Schönste aller Möglichkeiten. Am Ende des ersten Tages konnten wir auf stolze 36.721 Schritte zurückblicken – das sind 23,77 Kilometer!

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Geshoppt | Da das Wetter für den Sonntag noch wärmer angesagt war als für den Samstag, mussten wir uns quasi neue Sommersachen kaufen. Ich erstand eine fransige Jeansshorts und eine blau-weiß bestickte Bluse bei Zara, sowie eine zitronengelbe Shorts mit Lochstickerei bei H&M. Ich liebe es, mir in fremden Städten Kleidung zu kaufen und bei jedem Tragen an den Urlaub erinnert zu werden!

Geliebt | Den Blick auf die Stadt, in Abendsonne getaucht. Dazu ein selbstgemachter Cranberry-Cocktail mit Zitronenschale und guten Gesprächen – es war fast zu perfekt, um wahr zu sein. Auch noch geliebt? Den Sonnenuntergang auf der Dachterrasse!

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Aufgewacht | Wir wurden vor diesem wunderschönen Panorama – eine Wand der Wohnung war komplett verglast – von der Sonne wachgeküsst. So würde ich gern jeden Tag geweckt werden!

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Gefrühstückt | Ein Sonntagsfrühstück, wie es immer sein sollte: Ein frisches Franzbrötchen am Hafen, unter blauem Himmel, über glitzerndem Wasser, neben der Lieblingsfreundin.

Gesonnt | Nachdem wir mit der Fähre zum Elbstrand gefahren waren, und ich endlich meine Füße im heißen Sand versenken konnte, war das Urlaubsgefühl perfekt. Dazu die wunderschöne Kulisse: Die Kräne, die zarten weißen Wolken und das Vanilleeis in unseren Händen.

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Zurückgefahren | Am Sonntag Abend, nach Hause, mit einer Mitfahrgelegenheit von Blablacar. Der “Fahrer” fuhr ungefähr durchschnittlich 200 kmh – aber wenn die Hinfahrt abenteuerlich ist, muss die Rückfahrt das auch sein, oder? 😜

Mitgenommen | Den Duft nach Sonnencreme. Eine Postkarte. Den Geruch des Meeres. Die besten Lachanfälle. Den Geschmack nach Cranberry und Abendsonne auf der Zunge. Sonnen-Strähnchen im Haar. Die erneute Erkenntnis, dass ich es liebe, 48 Stunden am Stück mit meiner besten Freundin zu reden und zu lachen. Und den Wunsch, sobald wie möglich nach Hamburg zurückzukehren!

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Der alte Mann und das Meer

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Ich versuche, einmal die Woche etwas Neues zu machen. Und das ist ziemlich ungewöhnlich für mich, denn ich war schon immer ein Mensch, der großen Wert auf Routinen legt, der Rituale liebt. Vor einigen Jahren war ich ungefähr der umspontanste Mensch auf diesem Planeten. Ich mochte das Unbekannte nicht, wollte immer wissen, was auf mich zukommt. Die Kontrolle haben, um Unsicherheiten zu kaschieren.
Jetzt liebe ich es, mich fallen zu lassen. Und sehe Neues als eine Bereicherung an.
Aber das war nicht immer so.

Die flirrende Hitze legt sich gerade etwas, als ich einen Strand der griechischen Insel Kos betrete. Ich, 15 Jahre alt, bin hier für einen Familienurlaub, und nach dem Abendessen ist das Meer verlockender als noch am Morgen. Als ich mich auf eine kleine Steinmauer setze, die den Strand von Pinienbäumen abschirmt, trennen mich nur zwei Meter von einem älteren Herrn mit einer bemerkenswerten Bräune. Wir nicken uns zu und als er fragt und erfährt, dass ich aus Deutschland komme, ist er ganz verzückt. Er hat in Deutschland gelebt und dort als Lehrer gearbeitet, er liebt Deutschland. Aber eigentlich kommt er aus Kolumbien. Sein Deutsch ist ziemlich gut.
Ob ich mal nach Kolumbien reisen werde, möchte er wissen. Irgendwann in der Zukunft.
„Vermutlich nicht“. Verlegen zucke ich mit den Schultern.

Warum nicht, möchte er wissen. Aber ich kann nur schwer erklären, was das für ein Gefühl ist, das mich manchmal nur schwer atmen und vor fremden Dingen zurück schrecken lässt. „Ich mag das Unbekannte nicht so gern“, sage ich schließlich.
„Bevor du etwas Bekanntes lieben gelernt hast, war es unbekannt. Stimmt’s, oder? Stimmt’s?“ Mir bleibt nichts anderes übrig, als ihm verblüfft zuzustimmen, ihm und seinen freudig ausgerufenen „Stimmt’s“.
Seine bunten Perlenarmbänder glitzern in der Sonne, als er erzählt, wie er vor seiner Zeit in Deutschland in Italien gelebt hat, und davor in Asien. Die lächelnden Falten in seinem Gesicht erzählen fast mehr als seine Worte. Er strahlt, als er von seiner Vergangenheit redet. Ich habe eine Schwäche für strahlende Menschen.
Ich will sein wie sie.

Es können die scheinbar unbedeutendsten Zufälle sein, die zu Momenten werden, die uns prägen. Die uns zeigen, wie viel mehr es zu sehen gibt.
Manchmal denke ich an diesen Tag zurück: An den Staub unter unseren Füßen, den Wind in meinem Haar, an den Geruch von Sonne auf der Haut und an das Rauschen des Meeres.
Seit diesem Tag weiß ich eins: Es fühlt sich herrlich an, beides zugleich zu lieben.
Das Altgeliebte und das Unbekannte.
Stimmt’s?

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