Es ist Freitag Nachmittag, 16:00 Uhr. Meine Schwester hat heute ihre erste Abitur-Klausur geschrieben. Erleichterung, Aufseufzen, ein Drittel ist geschafft. Zur Belohnung gibt es Nachosalat und von mir das superleckere Dessert, das ihr auf den Bildern seht, für das fleißige, ausgehungerte Mädchen. Ich freue mich mit ihr. Wenn ich es erst rum habe, seufzt sie mit glasigem Blick, dann bin ich frei! Dann kann ich shoppen gehen, und alles machen was mir in den Sinn kommt! Das wird so herrlich!
Ich nicke bekräftigend, weil ich noch genau weiß, wie ich mich vor einem Jahr gefühlt habe. Und gleichzeitig fühle ich mich seltsam leer, frei schwebend ohne richtiges Ziel. Ich kann alles machen was mir in den Sinn kommt, bin frei. Und trotzdem ist der Tag irgendwie blöd. Es regnet, und ich habe nichts gegessen außer Schokolade und dem Nachtisch und fühle mich so.. ungesund. Ein richtiger Kopfschmerztag, ohne große Probleme, aber auch ohne jegliche Freude. An dem ich zu nichts Lust habe. Und das ging schon die ganze Woche so..
Am nächsten Tag steht mein Onkel strahlend vor mir. Ich werde das restliche Wochenende bei meinen Verwandten verbringen und ich muss sagen, ich bin noch etwas skeptisch. Aber einmal angekommen, wird mir das Abendprogramm so streng diktiert, dass ich gar keine Zeit mehr habe darüber nachzudenken. 1) Heiße Dusche, 2) 30 Minuten in der hauseigenen Sauna und 3) eine halbe Stunde auf der Massage-Liege, ordnet meine Tante an. Nach Kokosnussöl duftend und im Bademantel sitze ich schließlich beim Abendbrot, es gibt Schwarzbrot mit Frischkäse und Radischen, dann eine Tierdoku im Fernsehen. Ich werde mit Decken eingekuschelt, Tee und Obstsalat werden mir an die Couch geliefert, während ich Fuchsbabys und Papageientaucher bestaune. Ich muss keinen Finger rühren, und plötzlich fühle ich mich wieder wie der 6-jährige Zwerg, der hier jede seiner Ferien verbracht hat, in genau diesem Rythmus, in genau dieser Geborgenheit. Und es ist einfach schön. Einfach alles, was ich gebraucht habe.
Um 22:00 Uhr heißt es Husch, husch, ins Bett! Noch ein bisschen lesen und dann Licht aus, der Schlaf vor Mitternacht sei ja bekanntlich am Besten. Auch mal schön, in letzter Zeit komme ich nämlich fast nie vor 1 ins Bett. Es hat sich wirklich gar nichts verändert. Naja, eine Sache schon: dass ich darum bettele, mit ihrem Automatik-Wagen zu fahren (das einzige Auto, das ich gerne fahre), und auch gelassen werde. Jetzt fühle ich mich viel besser, irgendwie zur Ruhe gekommen. Ich wäre nicht darauf gekommen, dass ich mich nach einem Mal nochmal Kind sein so viel besser fühlen würde.
P.S: Der Nachtisch war trotz allem köstlich. Alles was ihr braucht, ist ein Gemisch aus geschlagener Schlagsahne und Joghurt, aufgetaute Tiefkühl-Waldbeeren mit ein bisschen Zucker und zerkrümelte Leipniz-Kekse. Alles in ein Glas schichten et Voilà!
P.P.S.: Wenn alles nichts wird, werde ich einfach Food Fotografin. Es macht so viel Spaß, Essen zu fotographieren!